Vom großen Glück endlich Oma zu sein - Liebe auf den ersten Blick und für immer!
Noch vor einem Jahr habe ich höfflich reagiert, wenn mir Kollegen und Freunde Bilder von pummeligen Babys, schrumpeligen Neugeborenen oder tapsigen, rotznasigen Kleinkindern gezeigt haben. „Wie süüüss“ sagte ich zwar durchaus aufrichtig, aber verstehen konnte ich den Hype um das Enkelkind nicht! „Ja, wirklich süss“ sagte ich dann gerne auch noch ein zweites Mal beim x-ten Handyfoto des Nachwuchses und wechselte dann gleich auf ein anderes Thema – das Wetter, etwas Berufliches, die Weltlage… So eine war ich!
Seit ein paar Wochen ist das aber alles ganz anders. Meine kleine Enkeltochter kam einen Tag vor Weihnachten auf die Welt. Den Heiligen Abend verbrachte ich auf der Autobahn und im Krankenhaus auf der Wöchnerinnenstation bei meiner Tochter. Noch nie hatte ich so wenig Weihnachten - und gleichzeitig sooo unendlich viel!
Es war Liebe auf den ersten Blick! Und als ich sie dann das allererste Mal im Arm hielt, wusste ich, es ist für immer!
Die Geburt meiner eigenen Tochter ist zwar schon 33 Jahre her, aber alles schöne und alles weniger schöne war plötzlich präsent wie nie. Ich konnte mich an jedes einzelne Detail erinnern… auch meine Tochter hatte als Baby dunkle, schwarze, lange Haare. Ein Gesicht wie ein Püppchen und einen winzigen Popo wie ein Milchbrötchen. Meine Kleine war damals die Hübscheste auf der Babystation! Tja, aber ganz ehrlich, unser kleines Weihnachts-Engelchen ist noch einen Ticken hübscher!
Nein, bitte jetzt nicht zu einem anderen Thema wechseln… ich will Ihnen nämlich noch ein bisschen auf die Nerven gehen mit meinem Oma-Glück. Mein Frisör, mein Postbote, die Nachbarn, meine Kollegen… müssen das nämlich auch ertragen. Zudem nerve ich die auch noch mit Videos, Handybildern und Fotobüchern meines kleinen Engels.
Die Gefühle für dieses kleine Wesen hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Ich dachte immer, dass man sein Kind über alle Massen liebt und dass Enkelkinder so eine Art Nachschlag bedeuten. Aber es ist anders. „Ich kann es nicht erklären, sagte mir gestern auch eine Kollegin, deren Enkelsohn jetzt fast drei ist und schon mit der Oma mehr anfangen kann. „Man ist viel Nachsichtiger und altersmilde. Wir mussten bei den eigenen Kindern strenger sein um ‚Respekt und Ordnung‘ vermitteln zu können. Bei den Enkeln ist man davon befreit. Meine Kinder haben nun diesen Part übernommen - und wir Großeltern können die Kleinen endlich beliebig verwöhnen.“
Aha! So ist das also!
Aber Großmutter sein bedeutet auch, man macht sich Sorgen um das kleine Wesen und auch um die Tochter machen muss. Denn die braucht als sogenannte Erstgebärende auch noch viel Unterstützung. Okay, ich bin als Oma nicht mehr so ganz auf dem neuesten Stand in Sachen Baby und so… aber Nerven behalten und es ruhig angehen lassen ist eine Stärke von mir.
Dabei könnte ich mir mein Leben so ganz ohne Anhängsel, sprich „unbemannt“ und als Single so richtig gemütlich machen…
„Wenn eine Frau glaubt, ihr 'Tagwerk' sei getan und sie hätte noch ein paar stressfreie Jahre - dann wird sie Großmutter!“ So hat es mir mal meine Ex-Schweigermutter in spe gesagt. Die reizende alte Dame ist Ende 80 und schon Ur-Großmutter. Aber erst jetzt weiß ich, was sie damit gemeint hat!
Triere haben übrigens keine Großmütter. Aber bei den Elefanten ist das anders. Und was ihre Omis tun, ist wundervoll. Die Elefanten-Großmütter spielen für das Überleben der Elefantenkinder nämlich eine große Rolle, das fand Phyllis Lee, eine Professorin an der britischen University of Stirling heraus. Das Ergebnis ihrer Studie: Wenn ein Elefantenbaby eine Großmutter hatte, stiegen seine Überlebenschancen enorm. Und: Schon lange rätselten Wissenschaftler darüber, dass Elefanten anders altern als viele andere Tiere. Elefantendamen werden nämlich mit erhöhtem Alter unfruchtbar und leben trotzdem noch einige Jahrzehnte weiter.
Evolutionsbiologisch ergibt das zwar keinen Sinn, aber als Großmütter erhöhen sie die Überlebenschancen der gesamten Familie. Von der Erfahrung und der Fürsorge der Elefantenoma profitiert die ganze Herde und sie kann sich ohne eigenen Nachwuchs ganz auf ihre Rolle als Herdenführerin konzentrieren.
Ich hab mal gelesen, dass diese Forschungsergebnisse auch für uns Menschen interessant seien. Evolutionsbiologen fragen sich nämlich schon lange, welchen biologischen Sinn die Wechseljahre und das frühzeitige Ende der Fruchtbarkeit bei Frauen haben. Eine Antwort darauf könnte die Studie von Phyllis Lee sein, die die sogenannte Großmutter-Hypothese stützt. Nach dieser Theorie bringen Omas ihren Familien Vorteile, indem sie sich um die Enkel kümmern und die Eltern entlasteten.
Also, adieu Komfortzone. Ich bin jetzt Oma!
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