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Ab morgen mach' ich Diät!


Hungrige Augen Oder: „Ab morgen mach‘ ich Diät!“

Mit Zahlen hab‘ ich es ja eher nicht so – und besonders zwei versetzen mich in schöner Regelmäßigkeit immer in so eine Art Schockzustand: Da ist zum einen die untere rote Zahl auf meinem Kontoauszug und zum anderen die auf der Badezimmerwaage. Aber mit dem Schlankwerden ist es wie mit dem Reichwerden. Einigen fällt es leicht. Die meisten – besonders Frauen meines Schlages – strampeln sich aber zeitlebens danach ab. Und von wegen „Du darfst“!

Auch in meinem Leben gab es hin und wieder einen „Paul“, der meinen Bauch zu dick, meinen Hintern zu breit und meinen Busen zu klein fand. Resultat: Meine Diätbücher füllen inzwischen ein ganzes Billy-Regal, und von A wie Atkins-Diät bis Z wie Zitronenkur ist mir nichts fremd. Sogar mit Hypnose hab‘ ich es schon versucht.

Ich verpacke meine Pfunde, wie viele vollschlanke Frauen, gut und besonders gerne in dezentes Schwarz. Und gäbe es ein Fernseh-Quiz bei dem die Kandidaten erst in fremde Kleiderschränke gucken und dann raten müssten, was die dazugehörige Person beruflich macht – wetten? Sie würden bei mir aufs Bestattungsgewerbe tippen. Nein, ich habe beschlossen, dass mein Leben bunter werden muss und zwar schnell!

Ich gebe es ja zu, die magischen Worte „ab morgen“ und „Diät“ nehme ich oft und genauso gerne in den Mund wie eine Praline – aber diesmal mach ich ernst. Ich schwöre! Mir wurde die Lust auf Sahnesoße, Mamas Rollbraten, Chips, Schokolade und Co. nämlich gründlich vermiest. Ich war shoppen!

Das Angebot an modischer Kleidung kennt mit hemmungslosen Schlemmern wie mir nämlich kein Pardon. Da hilft es auch nicht, einer spanischen Modekette mit einem „Z“ vorne im Namen den Boykott anzukündigen. Oder spindeldürre Verkäuferinnen spaßig danach zu fragen, ob es die Hose für 79,90 nur für Embryos gibt?

Die konnte darüber gar nicht lachen, meinte nur schnippisch: „XL führen wir leider nicht“ und musterte mich dabei schamlos von oben bis unten. Aber die Krönung meiner Einkaufstour war die Begegnung mit Amelie, meiner Lieblingsfeindin: „Oh, hast du zugenommen? Steht dir aber gut“. Dabei zieht sie eine zauberhafte Bluse in „XS“ aus dem Stapel und meint nur milde lächelnd: „Guck mal, gönn‘ ich mir.“

Sie könne ja alles essen, ohne nur ein einziges Gramm zuzunehmen, plaudert sie munter drauf los.

Ach ne?! Und warum mümmelt sie dann in der Kantine immer nur verhalten an einer Salatgurke und behauptet ernstlich, zum Nachtisch lieber eine Karotte zu mögen statt Mousse au chocolat? Ich schleiche mich aus dem Laden und wie von magischen Fäden gezogen führt mich der Weg ins nächste Café. Das Tortenbüfett lächelt mich verführerisch an, als ob es mir sagen wollte: „Ach, nimm noch ein winziges Stückchen. Morgen ist es vorbei mit Buttercreme und Schokotorte“. Genau!

Während ich meine Bestellung aufgebe: Einmal Sacher, einmal Kakao mit extra viel Sahne – fällt mir die Schlagzeile in einer aufgeblätterten Zeitschrift vor mir ins Auge: „Hungrige Männer mögen mollige Frauen“ – Angeblich soll der Trick mit Highheels und tiefem Ausschnitt von gestern sein, ist in dem Artikel zu lesen. Eine britische Studie habe nachgewiesen, dass „Er“mollige Frauen besonders attraktiv findet, wenn ihm der Magen knurrt. Offenbar wecke der Hunger Urinstinkte, erklären die Wissenschaftler das Phänomen. Denn ein gut genährter Körper galt schon immer als Zeichen von Gesundheit. Die Forscher hatten zwei Gruppen von männlichen Kandidaten Fotos von üppigen Frauen vorgelegt. Die eine Hälfte der Probanden hatte gerade gegessen, die andere nicht. Die hungrigen Männer fanden dicke Frauen wesentlich attraktiver als die Männer, die gerade gegessen hatten. Während ich mir meine Sachertorte auf der Zunge zergehen lasse, habe ich die zündende Idee: „Ab morgen“ werde ich nicht selbst den Diät-Joghurt löffeln, sondern ihn ganz einfach meinem Traummann vorsetzen. Vielleicht sieht er mich ja mit hungrigen Augen ganz anders…


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